Die Wissenschaft beschäftigt sich seit Jahrzehnten intensiv mit Nachhaltigkeit und stützt sich dabei auf umfangreiche Daten und Prognosen. Durch systematische Forschung und Analyse werden die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Umwelt, die sozialen Aspekte und die Wirtschaft untersucht.
Im Folgenden präsentieren wir dir zwei bekannte Modelle aus der Nachhaltigkeitsforschung, die „Grenzen des Wachstums“ sowie die „Planetary Boundaries“. Beide Modelle unterstreichen die dringende Notwendigkeit zum Umdenken und Handeln in Wirtschaft und Gesellschaft.
Grenzen des Wachstums
Das Modell „Grenzen des Wachstums“ wurde in den 1970er Jahren von einer Gruppe von Wissenschaftler:innen am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelt. Es basiert auf der Idee, dass die Ressourcen der Erde begrenzt sind und dass das Wirtschaftswachstum nicht unendlich fortgesetzt werden kann, ohne dass es zu ernsthaften ökologischen und sozialen Problemen kommt.
Das Modell geht davon aus, dass der Fortschritt in Technologie und Wissenschaft nicht ausreicht, um die begrenzten Ressourcen der Erde langfristig zu erhalten. Wenn das Wachstum unkontrolliert weitergeht, wird es zu einer Übernutzung von natürlichen Ressourcen (wie z.B. fossilen Brennstoffen) sowie in weiterer Folge zu einem Anstieg von Umweltproblemen wie Luftverschmutzung, Klimawandel und Artensterben führen.
Das Modell beschreibt verschiedene Szenarien, die auf unterschiedlichen Annahmen über die zukünftige Bevölkerungsentwicklung, den Ressourcenverbrauch und die Technologie basieren. Das bekannteste Szenario ist das „Business-as-usual“-Szenario, welches die Risiken aufzeigt, mit der Fortsetzung unserer derzeitigen Wirtschaftsstrategie verbunden sind. Es nimmt ein unkontrolliertes Wachstum der Wirtschaft und der Bevölkerung an, das zu einem Zusammenbruch der Ökosysteme und der Wirtschaft führt. In Folge gehen die Nahrungsmittelproduktion und die Bevölkerung stark zurück.
Das Modell „Grenzen des Wachstums“ hat eine breite Debatte ausgelöst und wird von einigen Kritiker:innen als zu pessimistisch betrachtet. Dennoch hat es einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über Nachhaltigkeit und die Begrenzungen des Wachstums geleistet.
Hier kannst du dich noch weiter in das Modell einlesen: https://www.clubofrome.org/ltg50/
Im Kapitel „Nachhaltigkeit in der Wirtschaft“ gehen wir zu diesen Themen weiter in die Tiefe.
Planetare Grenzen
Die Komplexität der Herausforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit zeigt das Konzept der „Planetaren Grenzen“ (2009 vom Stockholm Resilience veröffentlicht, 2015 aktualisiert). Darin werden neun Schwellenwerte definiert, die bei Überschreitung unumkehrbare Erdveränderungen zur Folge hätten:
- Klimawandel
- Intaktheit der Biosphäre
- Genetische Vielfalt (E/MSY)
- Funktionale Vielfalt (BII)
- Neue Substanzen und modifizierte Lebensformen
- Landnutzungswandel
- Biogeochemische Flüsse (Phosphorkreislauf, Stickstoffkreislauf)
- Versauerung der Ozeane
- Atmosphärische Aerosolbelastung
- Ozonverlust in der Stratosphäre
- Süßwassernutzung
Obwohl die Forschungen noch nicht abgeschlossen sind, zeigen sie ein eindeutiges Bild: Der Klimawandel ist nicht unser einziges Problem.
Bisher bestimmte der Klimawandel bzw. die Klimakrise die Debatte um Umweltschutz. Länder und Unternehmen werden oftmals allein nach deren Zielen zur Reduktion von CO2-Emissionen bewertet. Wie aus dem Konzept der planetaren Belastungsgrenzen jedoch hervorgeht, sollte Kohlendioxid nicht der einzige Indikator sein, der zur Bewertung unserer Performance in Sachen Umweltschutz herangezogen wird. Vielmehr gilt es, die Umweltleistung insgesamt zu verbessern. Die Menschheit ist Teil eines fragilen Systems – dessen sollten wir uns bewusst sein und auch danach handeln.
Hier kannst du dich weiter in das Thema der Planetary Boundaries vertiefen:
- Steffen et.al. (2009): A safe operating space for humanity https://www.nature.com/articles/461472a
- Steffen et.al. (2015): Planetary boundaries: Guiding human development on a changing planet https://science.sciencemag.org/content/347/6223/1259855
- Planetary boundaries: Guiding human development on a changing planet https://www.science.org/doi/10.1126/science.1259855
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